iPhonography: 3 Gründe warum Handyknipsen „echte“ Fotografie ist.

Kann das Knipsen mit dem Handy echte Fotografie sein? 1. alles Definitionssache Rein sprachlich bedeutet das Wort "schreiben" bzw. "zeichnen" mit Licht. Es beschreibt einen technischen Vorgang, bei dem Licht durch eine Linse/Öffnung (Pinhole) gebündelt auf ein photosensitives Material (Film, Fotopapier o.ä.) trifft und so eine chemische Reaktion auslöst. Oder aber das Licht trifft auf einen Sensor, der die Lichtwellen in Nullen und Einsen übersetzt und mit Hilfe von Software und weiteren elektronischen Bauteilen ein Bild bzw. Foto erzeugt. Letzterer Vorgang passiert eindeutig auch beim Fotografieren mit einem Smartphone. in meinem Fall mit dem iPhone 6. Aber bitte keine Glaubenskriege! Auch Androidgeräte sind natürlich total smart und können fotografieren! 2. Bitten wir fotografische Autoritäten zu Wort (Natürlich ohne sie zu fragen) Beim Altmeister der Street- und dokumentarischen Fotografie, Henri Cartier-Bresson, geht es um das Einfangen des "entscheidenden Moments" (sprich: decicive moment). Es geht darum, einen Moment in der Entstehung zu erkennen und das Bild bereits im Kopf zu komponieren, bevor der Auslöser gedrückt wird. Die Schärfung des Blickes für den besonderen Moment, der sich mittels perfeker Bildgestaltung zum Meisterwerk formen lässt. All dies geht auch mit dem Smartphone. Denn für das Erkennen des entstehenden Augenblicks braucht es genaugenommen nur die Augen und den Kopf. Für die Bildgestaltung ist ein Handydisplay ebenfalls gut geeignet. Und das wichtigste: Die Grundvoraussetzung für das Einfangen des entscheidenden Augenblicks ist das Vorhandensein einer Kamera. Klingt banal. Ist es auch! Und welche Kamera haben wir immer dabei? Welchen Fotoapparat zücken wir sofort, wenn sich etwas Besonderes vor unseren Augen ereignet? Richtig, das Smartphone! Es geht nicht um das technisch perfekte Bild, sondern um das Bild com perfekten Moment. Das erste Buch zum Thema iPhone-Fotografie (=iPhonography) schrieb Chase Jarvis, High-End Werbefotograf aus Seattle. Mit dem iPhone der ersten Generation (Kamera: 1 MegaPixel!) füllte er ein, für die "damalige" Zeit, revolutionäres Buch und gab der Maxime, die beste Camera sei diejenige, die man dabei hat, große kulturelle Bedeutung. Der Satz: "The best camera is the one you have with you." war eine Aufforderung an alle Profis-wie ihn selbst, sich nicht abhängig von der teuren und komplizierten Technik zu machen. Gleichzeitig war es auch eine Deklaration der Demokratisierung der Fotografie. Jeder, mit einer Idee, einem guten Auge und einem Smartphone in der Tasche bekam vom prototypischen Protog (=Pro Photographer) den begehrten Mitgliedsausweis des Klubs der "echten" Fotografen ausgestellt. Seither sind Smartphonekameras besser geworden, die dahinter stehenden Apps zaubern auch aus (technisch) schwächeren Fotos schicke Bilder, an denen wir uns vom Internet bis zum Werbeplakat erfreuen. Derzeit plakatiert Apple seine neue Werbekampagne. Zu sehen ist ein großartiges Foto und ein einfacher Satz: 'fotografiert mit dem iPhone 6'. Einfacher und selbstbewusster kann man eine Telefon nicht als Kamera definieren. 3. Lapidar doch nie belanglos Im Song Unger Krahnebäume von BAP geht es um die Bilder des Fotografen Chargesheimer, der die Straßen hinter dem Kölner Dom durchstrich und das Leben der Anwohner in beeindruckenden Bildern festhielt. Er fand die Momente, die stellvertretend für das echte Leben standen und hielt sie fest. Leise, vom Rande aufgenommen, wie nebenbei entstanden Fotos großer Poesie und erzählerischer Kraft. Ein historisches Dokument langvergessenen Alltags. Wolfgang Niedecken, adelt die Bilder mit den dürren Worten sie seien "lapidar doch nie belanglos". Diese Art von Fotografie könnte auch mit einem Smartphone entstehen. Wahrscheinlich entsteht sie bereits. Bitten wir doch mal 100 Personen, die im selben Stadtviertel leben, uns die Fotogallerie ihres Handys zu zeigen. Aus der Gesamtschau dieser Bilder ließe sich sicher eine wunderbare fotographische Wiedergabe des Alltags im Kiez zusammenstellen. Und wenn wir Chargesheimer einen Gruß schicken wollen, dann wandeln wir die Bilder mit Snapseed, Instagram o.ä. in schwarz/weiß Bilder um.

iPhoneography